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RESPAREA in SAP: Verantwortungsbereiche fachlich sauber absichern und technisch richtig umsetzen

RESPAREA ermöglicht es auch Knoten zu berechtigen.

In vielen SAP-Landschaften wird Berechtigungssteuerung primär entlang der klassischen Organisationsebenen betrieben. Buchungskreis, Werk und Kostenrechnungskreis sind fest im Profilgenerator verankert und damit in Rollenprojekten gut beherrschbar. Wer sich mit Controlling-Szenarien beschäftigt, stößt jedoch regelmäßig auf einen Sonderfall, der in Audits, im Reporting und in der täglichen Praxis eine große Wirkung entfalten kann. Gemeint ist das Feld RESPAREA für den Verantwortungsbereich.


RESPAREA ist keine klassische Org.Ebene, sondern eine hierarchische Sicht auf Verantwortlichkeitsräume im Controlling. Richtig eingesetzt vereinfacht es den Rollenbau erheblich. Falsch oder unreflektiert gepflegt öffnet es dagegen weite Sichten und führt schnell zu Beanstandungen in Prüfungen. SAP hat den Gedanken der Verantwortungsbereiche seit R/3 4.0 in die CO-Berechtigungslogik eingeführt. Damit lassen sich Berechtigungen entlang von Standardhierarchien auf ganze Bereiche wirken, anstatt aufwendig einzelne Kostenstellen oder Profitcenter einzutragen. Diese Idee ist bis heute gültig und prägt die aktuelle CO-Berechtigungslogik.


Einordnung und Funktionsprinzip


RESPAREA steht für Responsibility Area und bildet Verantwortungsbereiche im Controlling ab. Sein Kernnutzen liegt in der Auswertung entlang von Standardhierarchien. Jeder Knoten der Standardhierarchie einer Kostenstellen- oder Profitcenter-Struktur sowie jedes enthaltene Element kann als Verantwortungsbereich geprüft werden. Dadurch genügt es oft, einen einzelnen Knoten zu pflegen, der automatisch alle untergeordneten Kostenstellen oder Profitcenter abdeckt. Typische Einsatzszenarien finden sich in den Objekten K_CCA für Kostenstellen, K_ORDER für Innenaufträge und K_PCA für Profitcenter.


Der hierarchische Ansatz von RESPAREA verdeutlicht, warum SAP ältere CO-Berichtsobjekte durch neue, bereichsorientierte Prüfobjekte ersetzt hat. Verantwortungsbereiche sind damit nicht nur eine zusätzliche technische Option, sondern der moderne Standard in der CO-Berechtigungslogik.


Die Stärke von RESPAREA ist zugleich seine größte Gefahr. Ein Stern öffnet nicht nur ein einzelnes Merkmal, sondern einen gesamten Bereich, oft über mehrere Organisationseinheiten hinweg. In Audits ist anschließend schwer nachvollziehbar, welche Sichten tatsächlich freigegeben sind.


Wo RESPAREA technisch greift


RESPAREA wirkt in den meisten Fällen dort, wo CO-Reports und Auswertungen auf Hierarchien aufsetzen. Besonders relevant sind K_CCA in der Kostenstellenwelt, K_ORDER für Innenaufträge und K_PCA in der Profitcenter-Sicht. SAP hat diese Objekte eingeführt, um die ältere, listenbasierte Berichtsbeschränkung durch eine echte Hierarchieprüfung zu ersetzen.


Ein Unterschied zu klassischen Org-Feldern ist entscheidend: RESPAREA erscheint nicht automatisch im Org-Level-Reiter der PFCG. Es wird im Berechtigungsobjekt gepflegt und öffnet dort eine eigene Dialoglogik mit Registerkarten für Gruppen und Hierarchien. Welche Registerkarten sichtbar sind, steuert die Tabelle KBEROBJ. Fehlt hier die Konfiguration, bleibt die Wertehilfe leer oder das Objekt wirkt ungültig.


Ergänzend spielt KBEROBART eine Rolle, die die Intervallpflege für RESPAREA steuert. Manche Systeme erlauben Eingaben als von-bis-Intervalle, andere nur über definierte Gruppen. Die Entscheidung, ob Intervalle sinnvoll sind oder ob man ausschließlich feste Gruppen zulässt, beeinflusst sowohl die Bedienbarkeit als auch die Auditfähigkeit.


Für die Stammdatenpflege sind die Standardhierarchien von Kostenstellen und Profitcentern entscheidend. Nur wenn diese sauber gepflegt sind, greifen die Bereichsprüfungen korrekt. Verantwortungsbereiche stehen und fallen damit, dass das Controlling seine Hierarchien diszipliniert und konsistent führt.


RESPAREA zur Organisationsebene erheben


Viele Administratoren überlegen, RESPAREA zur Organisationsebene zu machen, um es wie Buchungskreis oder Werk im Org-Level-Reiter der PFCG pflegen und für Ableitungen nutzen zu können. Technisch ist das möglich. In aktuellen Releases dient dazu die Transaktion SUPO. Mit SUPO lassen sich zusätzliche Organisationsebenen definieren und bestehende Felder hochstufen. Früher verwendete Reports wie PFCG_ORGFIELD_CREATE gelten inzwischen als veraltet.


Der erste Schritt ist eine Bestandsaufnahme. Über SU24 und die Trace-Analyse wird geprüft, in welchen Objekten und Prozessen RESPAREA vorkommt. Danach erfolgt die Bewertung, ob eine Hochstufung echten Mehrwert bringt. Ist das der Fall, wird RESPAREA in SUPO als Organisationsebene definiert.


Wichtig ist die Dialoglogik. Auch als Organisationsebene braucht RESPAREA eine funktionierende Wertehilfe. Diese hängt direkt von KBEROBJ ab. Nur wenn dort Registerkarten für Kostenstellen, Profitcenter oder Aufträge hinterlegt sind und das Feld CURRENTOBJ korrekt gepflegt ist, zeigt die PFCG beim Aufruf auch tatsächlich die Wertehilfe an.


Ein weiterer Punkt betrifft die Systemlandschaft. Die Hochstufung wirkt systemlokal. Das bedeutet, dass die Änderung in Entwicklungs-, Test- und Produktivsystemen jeweils separat vorzunehmen ist.


Vorsicht bei der Hochstufung


An dieser Stelle mahnen wir ausdrücklich zur Vorsicht. RESPAREA lässt sich technisch zur Organisationsebene erheben, doch dieser Schritt sollte niemals unreflektiert erfolgen. Die Erfahrung zeigt, dass eine vorschnelle Hochstufung zu Inkonsistenzen in der Konfiguration führen kann, insbesondere in KBEROBJ oder in den PFCG-Dialogen. Wer ohne Vorbereitung RESPAREA hochstuft, riskiert technische Probleme und ein unnötig komplexes Rollenmodell. Eine Hochstufung sollte nur erfolgen, wenn ein klarer fachlicher Mehrwert vorliegt, die Abhängigkeiten verstanden sind und die Konfiguration vorab getestet wurde.


Vorgehen in der Praxis


Das empfohlene Vorgehen besteht aus sechs Schritten. Erstens eine Bestandsaufnahme der Nutzung von RESPAREA. Zweitens die Planung und Anlage als Organisationsebene in SUPO. Drittens die Pflege der Dialoglogik in KBEROBJ, einschließlich Definition der Startregisterkarte. Viertens ein Test in einem isolierten System, ob PFCG die Wertehilfe wie gewünscht öffnet. Fünftens die Umsetzung in der Landschaft mit Dokumentation und Rückfallplan. Sechstens ein Profilvergleich der betroffenen Rollen, um geänderte Vorschlagswerte sauber in die Profile zu übernehmen.


RESPAREA in S/4HANA


In On-Premise- und Private-Cloud-Umgebungen bleibt RESPAREA fachlich relevant, da die CO-Logik auf Hierarchien setzt und die neuen Prüfobjekte darauf aufbauen. In S/4HANA Public Cloud ist der Einsatz stark vom App-Portfolio abhängig. Für jede Fiori-Anwendung sollte geprüft werden, ob und wie Bereichsprüfungen ausgeführt werden. Der Grundsatz, dass Verantwortungsbereiche entlang der Standardhierarchie geprüft werden und sich die Berechtigungen auf untergeordnete Knoten vererben, gilt auch hier.


Sicherheit und Audit


RESPAREA ist vor allem in Reporting-Szenarien sicherheitsrelevant. Führungskräfte mit breiten Zuständigkeiten können schnell Einblicke in zu viele Daten erhalten, wenn Rollen ungenau gepflegt sind. Verantwortungsbereiche sollten daher immer entlang fachlich definierter Knoten vergeben werden.


Fazit


RESPAREA ist mehr als ein exotisches Feld im CO. Es ist der moderne Standard, um Verantwortungsbereiche entlang von Hierarchien zu prüfen. Richtig eingesetzt reduziert es den Pflegeaufwand und schafft klare Sichten. Die Voraussetzung ist eine disziplinierte Stammdatenpflege und ein durchdachtes Rollenkonzept.


Für Administratoren gilt: RESPAREA sollte bewusst gestaltet werden. Eine Hochstufung zur Organisationsebene ist möglich, muss aber mit Bedacht erfolgen. Wer diesen Schritt geht, sollte SUPO als Werkzeug nutzen, KBEROBJ vorbereiten, die Wertehilfe gründlich testen und den zusätzlichen Pflegeaufwand einkalkulieren.


RESPAREA darf nicht dem Zufall überlassen werden. Wer es aktiv modelliert, schafft Sicherheit und Transparenz. Wer es unreflektiert auf Stern setzt, verliert Kontrolle und öffnet Zugriffe, die schwer beherrschbar sind. Im Berechtigungsredesign sollte diesem Thema ausführlich Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.


Bei Anmerkungen, Ergänzungen, Hinweise auf Fehler, gerne eine kurze Mail an blog@wtrknt.com


MfG DMa

 
 
 

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